9.2. bis 15.2.2023

35. Lateinamerikafilmtage

Utama. Ein Leben in Würde ©Kairos Filmverleih

In Kooperation mit dem Filmhaus Nürnberg präsentieren wir 2023 die 35. Lateinamerikafilmtage vor Ort in den Kinos des Filmhauses: Eröffnet werden die Filmtage von dem subtil inszenierten, berührenden Debütfilm UTAMA – EIN LEBEN IN WÜRDE, der den Hauptpreis des Sundance Filmfestivals gewann. Der bolivianische Regisseur Alejandro Loayza Gris zaubert eine meisterhaft zärtliche Liebesgeschichte auf die Leinwand, die vom Verlust des Lebensraums und einem entbehrungsreichen Leben handelt und gleichzeitig die schlichte wie dringliche Botschaft transportiert: Es gibt nur eine Erde. Wann begreifen wir das?

Mi País Imaginario © trigon-film.org

Mit MI PAÍS IMAGINARIO liefert der chilenische Altmeister Patricio Guzmán ein erfrischendes Zeitdokument: Die Erhöhung der Metropreise in Santiago de Chile führten 2019 zu heftigen sozialen Protesten, an deren vorderster Front die Frauen standen. Guzmán begleitet die Demonstrationen auf der Straße, dokumentiert die Polizeigewalt und lässt in Gesprächen die Beteiligten zu Wort kommen.

Anhell69 01 © Salzgeber und Co. Medien GmbH

Der Gewinner der Goldenen Taube beim Festival DOK Leipzig 2022, Theo Montoyas Regiedebüt ANHELL69, ist halb rekonstruiert, halb imaginiert, und erzählt von den Träumen und Ängsten, den Exzessen und der Melancholie der jungen, queeren Generation in Pablo Escobars Medellín, Kolumbien. Ein fluider Film über eine Welt ohne Zukunft, die Kraft der Gemeinschaft und der schmale Grat zwischen Leben und Tod.

Fronteras Visibles © Christian Diaz Orejarena

Der Künstler und Regisseur Christian Diaz Orejarena stellt seinen Film FRONTERAS VISIBLES am 12.2. persönlich vor: In Form eines Videotagebuchs nimmt er eine Künstlerresidenz in Cartagena de Indias als Ausgangspunkt, um die Rolle des westlichen Künstlers als Produzent von Kultur in wirtschaftlich benachteiligten Kontexten zu hinterfragen.

MATO SECO EM CHAMAS © Terratreme Filmes

MATO SECO EM CHAMAS (DRY GROUND BURNING) ist eine bemerkenswerte futuristische (und doch ganz und gar zeitgenössische) politische Fantasie, voller Wut über ein dystopisches Szenario, das die strukturelle Verarmung Brasiliens und die reaktionäre Konsolidierung unter der Führung des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro und seiner regressiven und repressiven Politik heraufbeschwört.

 En el nombre del litio © CALMA cine

EN EL NOMBRE DEL LITIO begleitet nordargentinische indigene Gruppen, die um ihre Lebensgrundlage und den Erhalt der sensiblen Ökosysteme, der Salzwüsten, kämpfen. Diese sollen zur „Opferzone“ für die Eindämmung des Klimawandels werden, denn dort lagern die weltweit größten Vorkommen eines begehrten Rohstoffs: Lithium. Was das u. a. für die Menschen bedeutet, erfahren wir am 11.2. im Anschluss an den Film im Expertengespräch mit Oscar Choque (Ayni Verein für Ressourcengerechtigkeit e. V.).

1976 © Luxbox

Rückblende ins Jahr 1976 in Chile: Manuela Martelli betrachtet das Leben in ihrem fesselnden und beeindruckenden Debüt ganz aus der Wahrnehmung einer Frau, deren gut situierte Familie sich mit dem Leben in einer Diktatur arrangiert hat. Doch im Ferienhaus am Meer wird Carmen einer anderen Realität gewahr und handelt.

Argentina 1985  © Amazon-Studios, La Union de los Rios, Kenya Films, Infinity-Hill, Lina Etchesuri

Santiago Mitres ARGENTINA, 1985 ist der vielfach gefeierte Polit- und Justizthriller über den Staatsanwalt Julio Strassera, der mit seinem Assistenten und einem jungen Anwaltsteam den ersten Prozess gegen die Generäle der argentinischen Militärdiktatur vorbereitet.

TANGOS – EL EXILIO DE GARDEL© trigon-film.org

Der Regisseur Fernando E. Solanas gehört zu den Schlüsselfiguren des Kinos. Der Argentinier hat die Filmgeschichte seines Kontinents geprägt und mit seinem frühen Filmmonument DIE STUNDE DER HOCHÖFEN (1968) einen wichtigen Beitrag zum revolutionären Prozess Lateinamerikas geleistet. Das Filmhaus erinnert von 12.2. bis 28.2. mit einer siebenteiligen Hommage an den großen Filmemacher und Bannerträger der Entkolonialisierung des Kinos, der im Herbst 2020 an COVID 19 gestorben ist. Im Rahmen der Lateinamerikafilmtage ist Fernando Solanas’ TANGOS – EL EXILIO DE GARDEL aus dem Jahr 1985 zu sehen. Solanas entwirft mit TANGOS eine zauberhafte Tangedia, eine Mischung aus Tanz, Komödie und Tragödie zum Exil. Die musikalische Struktur und stilisierte Gestaltung ergeben einen ästhetisch eindrucksvollen Film, der unter Beweis stellt, dass Kultur verbindet, selbst über große Distanzen hinweg. Ein Augen- und ein Ohrenschmaus!