Lithium für die Welt – Wirtschaftliche Entwicklungen und Konfliktlinien in Bolivien

Programm2021, Vorträge

FREITAG, 29.1. 19 UHR

Neue Technologien, wie E-Autos, Laptops und Mobiltelefone, setzen auf Lithiumbatterien. Der globale Markt dafür wächst rasant. Boliviens Lithiumvorkommen im Salzsee Uyuni gehören zu den größten der Welt. Das weckt die Erwartung, dass das noch von der Evo Morales-Regierung entwickelte Industrialisierungs-Projekt es dem Land ermöglichen wird, sich aus Armut und Abhängigkeit zu befreien. Vom Rohstoffabbau bis zur industriellen Batteriefertigung sollte alles in Bolivien stattfinden und so die Wertschöpfung im Land bleiben. Dazu gründete die damalige Regierung ein Joint Venture mit ACI Systems aus Deutschland.

Nach dem Putsch 2019 und der Interimsregierung der Wirtschaftsoligarchie basiert nun auch das Programm des neu gewählten Präsidenten Boliviens – Luis Arce Catacora von der linksorientierten MAS – auf der Verteidigung staatlicher Unternehmen, der natürlichen Ressourcen des Landes und einer Rückkehr zu hohen Wachstumsraten. Das Industrialisierungsprojekt mit Lithium will auch er weiterführen. Allerdings wächst auch der Widerstand in der lokalen Bevölkerung aus u.a. ökologischen Gründen. Am Lithiumprojekt kristallisieren sich die verschiedenen wirtschaftlichen Entwicklungen und Konfliktlinien im Land. Im Vortrag werden die vielfältigen Dimensionen der potenziellen Konfliktszenarien sowie die sozioökonomischen und ökologischen Herausforderungen dargestellt, die mit der geplanten Ausbeutung und Industrialisierung von Lithium in dem Salzsee von Uyuni verbunden sind.

Oscar Choque ist Fachpromotor für Rohstoffpolitik, Entwicklung und Migration, Bolivien/ Dresden, Ayni – Verein für Ressourcengerechtigkeit e.V. Er kommt aus einer Bergarbeiterfamilie in Bolivien, hat selbst in seiner Jugend im Bergbau gearbeitet, und dann in der ehem. Sowjetunion ein Studium der Forstwissenschaften abgeschlossen. Über Umwege verschlug es ihn nach Dresden, wo er seit Anfang der 90er Jahre mit seiner Familie lebt und sich in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit einsetzt.